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und wenn sie es dir sagen

und wenn sie es dir sagen

Eine sehr starke Ausstellung verlangt nach einer ebensolchen Vernissage. Die Münchner Künstlerin Sarah Neumann und der in Berlin lebende Künstler Ferdinand Dölberg durften eine solch besondere Eröffnung im Schuhhaussaal des Kunstverein ulm erleben.

Mehr als 100 Besuchende, darunter auffallend viele junge Kunstbewegte, wollten bei der Eröffnung der Ausstellung „und wenn sie es dir sagen“ dabei sein und ließen fast so etwas wie Partystimmung aufkommen. Zunächst gab’s aber in einem längeren Künstlergespräch mit Elif Çelik jede Menge Informationen zu den Hauptakteuren.

So erfuhr man, dass sich Kurator Michael Günzer, zugleich der 2. Vorsitzende des Kunstverein Ulm, sofort für Ferdinand Dölberg begeistert hatte, nachdem er dessen Arbeiten  an der Wand gesehen hatte. „Ich habe dann Sarah Neumann für eine Duo-Ausstellung vorgeschlagen, die er auch kannte, und er fand die Idee sofort cool“, erklärt Günzer. „Es war recht schnell klar, dass die Arbeiten gut miteinander funktionieren, da sich die Bilderwelten sehr ähnlich sind.“ 

Elif Çelik (links) bei der Vernissage im Schuhhaussaal im Gespräch mit Sarah Neumann und Ferdinand Dölberg. Fotos: Udo Eberl

Sarah Neumann studiert an der Kunstakademie München in der Klasse von Gregor Hildebrand im zehnten Semester Malerei. Bei den in Ulm gezeigten Arbeiten wird die Tusche mit der Airbrush-Pistole auf finnische Holzpappe gesprüht und diese wird auf handgemachten Stahlrahmen positioniert. „Meine Arbeiten müssen atmen können und funktionieren nicht, wenn durch Glas eingeschlossen sind“, weiß die Künstlerin.

Sarah Neumann spielt in ihren Arbeiten mit dem nicht Greifbaren, findet ihre Inspiration in Träumen oder fernen Erinnerungen, fängt diese Stimmungen der Unklarheit mit teils verschwommenen Abstraktionen auf, einige der Arbeiten sind allerdings auch figurativ durchzogen. „Verzerrungen des menschlichen Körpers, bieten sich in der Malerei an, um emotionale Zustände darzustellen“, sagt sie. Hier schweben Figuren aus der Dunkelheit hervor oder treten wieder in sie ein.

Was nach einem tiefenpsychologischen Plan klingt, entsteht meist sehr spontan, was bei Sarah Neumann auch an der Airbrush-Technik liegt, bei der es eigentlich kein Absetzen gibt. Auch wenn man das bei Ferdinand Dölbergs Werken kaum glauben mag, arbeitet auch er nicht mit Skizzen seiner non-binären Personen. Der Künstler, der in Berlin studiert hat und inzwischen in London lebt, beschäftigt sich zwar mit gesellschaftlichen Themen und bezieht in seinen Positionen klar Stellung, breitet den Betrachtenden allerdings auch eine weite  Interpretationsfläche aus.

„Ich finde es total spannend, wie unterschiedlich die Arbeiten und die Interaktionen der Personen in meinen Bildern wahrgenommen werden. Mir bedeutet es auch viel, dass die Bilder außerhalb des Rahmens weitergedacht werden“, sagt Dölberg. Wenn er auf mögliche Einflüsse wie Oskar Schlemmer, sozialistischen Realismus oder Dada angesprochen wird, erklärt er, dass es wichtig sei, aus der Kunstgeschichte zu schöpfen, aber am Ende gehe es um die zeitgenössische Perspektive, denn wir „sind im Hier und Jetzt.“ 

Der Wahl-Londoner arbeitet vor allem mit Acrylfarben, Kohle und Kreiden, und seine künstlerische Herangehensweise bezeichnet er selbst als linear. „Jeder Strich, den man mit Kohle macht, bleibt letztendlich erhalten. Auch die Struktur der Leinwand und wie die Kohle oder die Kreide auf der Leinwand funktionieren, sind sehr wichtig.“

Ein besonderer Hingucker der Ausstellung ist das Schiebepuzzle, bei dem man durch das Schieben der Deckplatten neue Bilderteile aufdecken kann. „Ich bin vermutlich der Einzige, der weiß, wie das ganze Bild aussieht. Die Betrachtenden müssen natürlich aufmerksam sein und sich die Ausschnitte ganz ähnlich wie bei einem Memory-Spiel einprägen, um zu wissen, was in dem Bild passiert“, sagt Dölberg, der es spannend findet, das die Betrachterin oder der Betrachter „einen richtig krassen Einfluss auf das Bild hat“.

Es gibt also einiges zu entdecken im Schuhhaussaal. Das Kommen lohnt sich. Der Eintritt ist frei.

         

     

 

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Tue ‒ Thu: 09am ‒ 07pm
Fri ‒ Mon: 09am ‒ 05pm

Adults: $25
Children & Students free

673 12 Constitution Lane Massillon
781-562-9355, 781-727-6090