„Mutabor – ich werde verwandelt werden“ ist eine Installation der Künstlerin Johanna Knöpfle im Kunstverein Ulm, die den Raum, die Zeit und die damit einhergehende schleichende Veränderung aufgreift.
Mit der Kraft der Verwandlung und deren Zauber hat die Künstlerin Johanna Knöpfle den vom Kunstverein Ulm genutzten Teil des Schuhhaussaals verwandelt und dessen gewohnte Atmosphäre verändert, um so ein neues Gefühl für den Raum und dessen Eigenheit entstehen zu lassen. Die Besuchenden sind eingeladen, einzutauchen und sich durch subtile visuelle, sprachliche und akustische Reize einer entschleunigten Welt zu öffnen.
Die in Salem lebende und arbeitende Künstlerin greift in ihrer Arbeit menschliche Gefühle, Bedürfnisse und alltägliche Prozesse auf, um diese in eine künstlerische Sprache zu übersetzen. Die Konzeption der Ausstellung richtet sich nach den einzelnen Atmosphären der vom Kunstverein Ulm genutzten Gebäudeteile. Das 1537/38 erbaute Schuhhaus in der Kramgasse 4 dient dabei als Inspirationsquelle für das erarbeitete Environment, welches dort seine Wirkung entfaltet. Die Architektur gibt die unterschiedlichen Etappen der Präsentation vor und begleitet die Gäste vom Außenbereich über das Treppenhaus bis in den Saal. Die Künstlerin schafft einen Ort, um sich Zeit zu nehmen, die gewonnenen Eindrücke in Ruhe zu reflektieren.
Wie das auf Kinder im Kindergarten- und frühen Grundschulalter wirkt, ließ sich sehr gut bei einer Lesung erleben, die der Schauspieler Sven Wisser zu einem Erlebnis machte. Der Leiter der Jungen Ulmer Bühne JUB verzauberte die kleinen Bücherwürmer mit der Geschichte von der mutigen Träumerin, die er an jedem der vier Termine mit viel Kindertheater-Erfahrung und Sensibilität altersgemäß anpasste. Und natürlich war das keine Lesung, sondern ein theatralisches Vergnügen, denn die Geschichte fand vor, zwischen und um die Kinder herum statt. Die Kids, die sich auf den Orientteppichen in eine ferne Welt bewegten, sich in die Kissen kuschelten und Sven Wisser immer näherrückten, ließen sich nicht einmal vom geisterhaften Pochen des Kunstobjekts „Das Gnadenbrot“ beim gespannten Zuhören ablenken.
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellungszeit war das Künstlerinnengespräch am Ulmer Schwörwochenende und zudem an einem Sonntagmorgen. Eine interessierte Runde machte es sich auf den Teppichen und Stühlen bequem, um den Ausführungen der Künstlerin Johanna Knöpfle zuzuhören, die mit der renommierten Kunsthistorikerin Dr. Tanja Klemm (Kuratorin, Dozentin, Autorin und Publizistin u.a. für Kunstforum International) in den inhaltlichen Austausch ging. Die international wirkende Kunsthistorikerin, die an der Humboldt-Universität zu Berlin „zum Verhältnis von Körper und Wahrnehmung in Spätmittelalter und Renaissance“ promovierte, hat sich bereits in der künstlerischen Entstehungsphase der Installation „Mutabor – ich werde verwandelt werden“ intensiv mit der Arbeit von Johanna Knöpfle beschäftigt.
Zu Klemms Forschungsschwerpunkten gehören neben den Kräfteverhältnissen in Leonardo da Vincis bewegter Figur im dritten Teil des Libro di pittura unter anderem Raw Art‘, Taktilität und „sensible Objekte“ sowie Bildpraktiken und (historische) Phänomenologien der Verkörperung. Es war extrem spannend zu hören, wie sie das Wirken von Johanna Knöpfle einordnete, die den Schuhhaussaal zu einem künstlerischen Ruheort, der für die Zeit des Besuchs den Pulsschlag verlangsamt und mit subtilen Mitteln alle Sinne anspricht. Sie zeichnete auch den künstlerischen Weg der gelernten Holzbildhauerin nach, die der Weg von der Werkbank zunächst an die Leinwand führte, um dann das ganze Spektrum von großformatigen Objekten bis zu Performances auszufüllen.
Werden auch Sie Teil einer künstlerischen Verwandlung, die nicht nur in den Abendstunden und der Nacht nach außen strahlt.
Ausstellungsdauer: 29.6. – 31.8.2025