Im November wird der Schuhhaussaal von Alan Hilario, einem gefeierten Komponisten der Neuen Musik, mit seiner eigens für den Raum enstandenen Konzertinstallation Kara_wOke-pieces (2025) bespielt. Zwischen den historischen Holzsäulen verbinden sich im Raumklang zwölf Karaoke-Songs à 274 Sekunden verbinden sich mit der Videokunst Hilarios. Sehr bewusst bezieht sich der in Ulm lebende Komponist Neuer Musik auf John Cages Werk 4’33“, allerdings konterkarierend und entgegengestellt.
„Die Pause, die Stille“ bei Cage — oder vielmehr das gegenwärtige Schweigen einer Gesellschaft gegenüber genozidalen Verbrechen — wird mit Musik und Klängen aufgefüllt und übertönt, sodass das Schweigen zumindest in diesem Stück torpediert wird.
Kara_wOke-Pieces (2025) thematisiert die Rolle der Musik in der Gesellschaft anhand einer zwölfstufigen, vermeintlich linearen Skala, die politische Musik gliedert und klassifiziert. Diese Idee ist absurd, die Prämisse eindeutig falsch, jedoch wird dadurch demonstriert, dass das Verhältnis von Musik und Politik multidimensional, facettenreich und voller immanenter Widersprüche ist.
Alan Hilario (geboren 1967 in Manila, Philippinen) ist ein in Ulm lebender Komponist Neuer Musik, der die Musikwelt unter anderem mit seinen Uraufführungen für die Donaueschinger Musiktage oder im Ulmer Münster begeisterte. Bereits im Jahr 2011 durfte er den Kunstpreis für Musik der Akademie der Künste Berlin entgegennehmen. Im Jahr 2022 wurde Hilario, der nach seinem Studium in Manila und an der Musikhochschule Freiburg unter anderem die Violine im Philippine Philharmonic Orchestra spielte, dann mit dem Maria Ensle Preis der Kunststiftung Baden-Württemberg für sein Lebenswerk geehrt.
„Kompositorisch versiert und stilsicher liegt Hilarios Stärke im dramaturgischen Geschick, situative Verbindungen herzustellen, das heißt in vorhandenen musikalischen Konstellationen Interessantes zu entdecken und durch Analogiebildungen und Kontraste in verschiedene Richtungen weiterzuentwickeln. Begriffe wie Folgerichtigkeit und Paradoxie, Umdeutung, Interpretation,Verfremdung und Zitat sind nur Stichworte einer erfindungsreichen gestalterischen Arbeit, die ebenso großzügig wie genau, mit sicherem Instinkt für musikalische Wirkungen und dramaturgische Verläufe auch das Detail kontrolliert. Bestechend ist die scheinbare Leichtigkeit, mit der sich bei ihm Ernsthaftes und Heiteres verbinden.“ (Carolin Naujocks, Deutschlandfunk Kultur)
Zur Vernissage am 7. November 2025 wie auch zur Finissage am 28. November 2025 findet jeweils um 19:00 Uhr ein Live-Konzert eines Quartetts statt, das mit der Klanginstallation interagieren wird und zudem auch der Komponist selbst gehört.
Andrew Digby (Posaune, Euphonium)
Pascal Pons (Schlagzeug)
Alan Hilario (Bass- / Kontrabassklarinette, Sopransaxophon)
Bei den Konzerten ist der Eintritt frei, Spenden werden erbeten.


