
Ein rasanter Flug über die Tasten
Der Pianist Matteo Weber beim Konzert im Schuhhaussaal des Kunstverein Ulm in der Ponte-Reihe „Sonntags am Münster“. FOTOS: Udo Eberl
Einen Klavierabend der Spitzenklasse konnten die Besucherinnen und Besucher der neuen Klassikreihe "Sonntags am Münster" mit dem 23-jährigen Pianisten Matteo Weber erleben. Die Klassikfestival-Macher von Ponte Ulm starteten diese Reihe, in der vor allem bereits gereifte Talente vorgestellt werden sollen, in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Ulm im historischen Schuhhaussaal. Der Auftakt wurde zum fulminanten Klangereignis.
Wenn ein kleiner Flügel ganz groß klingt, ein mit Geschichte und Kunst gefüllter Saal zum Erlebnisraum wird und eine Klavierkomposition noch Minuten nach dem Konzert aufwühlt, dann ist das einer dieser besonderen Momente, die einem die Musik zu schenken vermag. Bereits beim Einspielen konnte man erahnen, das der junge
Pianist Matteo Weber aus Mögglingen, der Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe wie dem International Music Grand Prix (New York) oder dem Mendelssohn-Hochschulwettbewerb (Berlin) ist, mit diesem Klavierabend für einen pianistischen Leckerbissen sorgen würde. Zuletzt debütierte Weber mit Tschaikowskys erstem Klavierkonzert mit den Baden-Badener Philharmonikern, aktuell studiert er bei Aleksandar Madzâr an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg.
Ein Notenpult benötigt Matteo Weber nicht, der durch die Noten schwebt, sie gänzlich verinnerlicht hat. Das „Präludium Es-Dur“ von Johann Sebastian Bach ist der ideale Einstieg in diesen Klavierabend. In der Sonate Nr. 18 Es-Dur, op. 31 Nr. 3 aus der Feder des Ludwig van Beethoven lässt sich der Pianist in die träumerische Wohlharmonie sinken, um dort die Kraft für ein Presto con fuoco zu sammeln, das es in sich hat. Robert Schumanns von E. T. A. Hoffmanns erzählerischem Werk inspirierten vier Nachtstücke op. 23 werden ebenfalls zu einem Hochgenuss und scheinen mit der Kunst an den Wänden zu interagieren. Die Pause nach einer guten Stunde hoch konzentrierter Klaviermusik hält Matteo Weber kurz, um sich dann nach Joseph Haydns Sonate D-Dur nahezu ansatzlos in Sergei Prokofjews Sonate Nr. 7, op. 83 zu werfen, die unter der Bezeichnung „Stalingrad“ bekannt ist und Pianistinnen und Pianisten alles abverlangt. Matteo Weber füllt den schweren Stoff mit reichlich Leben und zeigt all sein Können. Donnernder Applaus im Schuhhaussaal.