„Ihr müsst einen coolen Ort schaffen!“
Die Frage „Was kann Kunstverein heute?“ lockte an einem Donnerstagabend mit mächtig viel Konkurrenz in der Stadt knapp 40 Kunstinteressierte in den Ulmer Schuhhaussaal. Besonders erfreulich: Neben etlichen Mitgliedern durften wir auch etliche weit gereiste Künstler*Innen und Vertreter*Innen anderer Kunstvereine begrüßen, und Erkenntnisse gab es nach dem Gesprächsabend doch einige.
Nachdem Wolfgang Röhr, der 2. Vorsitzende des Kunstverein Ulm, begrüßt hatte, übernahm Michael Günzer, der diesen Gesprächsabend organisiert hatte, die Moderation. Zunächst befragte er Dr. Anne Vieth, die Leiterin der Mercedes-Benz Art Collection, und Dr. Axel Lapp, den Leiter der MEWO Kunsthalle Memmingen, wie sie ihren Weg in die Kunst und zu ihrem aktuellen Job gefunden hatten. Dann ging es um das was Kunstvereine in diesen Zeiten leisten können. Einig waren sich die beiden darin, dass Kunstvereine jungen Künstler*Innen die Möglichkeit geben sollten, sich präsentieren zu können und ein Ort für neue Positionen in der Kunst sein sollen, aber auch für lokale und regionale Kunstschaffende.
Was aber können Kunstvereine anstellen, um neue und junge Mitglieder zu gewinnen und Besucher*Innen in ihre Ausstellungen zu locken? Anne Vieth hatte ein einfaches Rezept: „Es ist alles eine Frage der Imagebildung. Ihr müsst einfach einen coolen Ort schaffen, dann kommen auch junge Menschen. Man muss der Place to Be sein. Das ist nicht einfach, aber ich glaube, man kann es schaffen. Man muss in der Stadt eine Marke werden.“ Außerdem fänden viele Leute nichts faszinierender als Künstlerinnen und Künstler zu treffen. Auch diesen Trumpf müsse man ausspielen. Zudem könnten Kunstvereine, die nicht wie städtische Museen bisweilen ein für die nächsten zwei bis drei Jahre geplantes Ausstellungsprogramm vor sich herschieben müssten, viel flexibler und schneller auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Axel Lapp betonte, Kunstvereine sollten ein Ort sein, um sich bürgerschaftlich austauschen und mit Kunst auseinandersetzen zu können. „Wir kranken aber daran, dass der Kunstverein ein Safe Space sein kann, es aber niemand weiß.“ Die Aufgabe, das in Ulm zu ändern, schrieben uns die beiden Kunstakteure auf die To-do-Liste.